Radreisebericht – Triest, die Hafenbraut
In einer langen, schönen Abfahrt erreichte ich Triest – groß, beeindruckend, voller Geschichte. Eine echte Hafenbraut eben. Doch das Navigieren durch die Stadt erwies sich als schwierig: Meine Fahrradtaschen standen weit ab und machten das Kreuzen durch den Verkehr zur Herausforderung.


Nach einem kurzen Frühstück folgte ich der stark befahrenen Küstenstraße in Richtung Monfalcone und dann weiter durch die Feuchtgebiete nach Grado, einer kleinen Inselstadt. Die Temperaturen waren unerträglich – die Sonne brannte, der Verkehr war dauerhaft präsent.

Die Campingplätze entlang der Adria entwickelten sich zu regelrechten Camping-Städten: laut, überfüllt, schmutzig – und vor allem heiß. In der Nacht war an Schlaf kaum zu denken. 28 Grad in der Dunkelheit forderten ihren Tribut.
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Jesolo. Doch auch dort dasselbe Bild: Hitze, Trubel, kaum ein Schatten. Zum Fahren einfach zu heiß. Ich entschied mich deshalb spontan für ein Hotel, um wenigstens eine Nacht durchatmen zu können.
Die Route führte mich weiter geradewegs Richtung Venedig. Das Übersetzen mit dem Rad und den Taschen war mühsam – und auch die Stadt selbst, so wunderschön sie auch sein mag, ist für Radfahrer eher ungeeignet. Die Kombination aus fehlender Radinfrastruktur, Hitze und Erschöpfung setzte mir stark zu. Zum ersten Mal kam in mir die Frage auf: Macht das noch Sinn?

Die Adria-Route bietet nur spärlich ausgebaute Radwege. Ich verlor die Freude am Fahren. Kopfschmerzen begleiteten mich täglich – mein Körper sendete klare Signale: So geht es nicht weiter.
Ich fuhr nach Padua, suchte mir ein Airbnb und gönnte mir zwei Tage Pause. Zweifel überkamen mich, ein Gefühl des Frusts machte sich breit. Zum ersten Mal dachte ich ernsthaft darüber nach, mein Ziel zu hinterfragen.


Aber: Ist das ein Aufgeben?
Ich glaube nicht. Ich habe die Freiheit, meinen Sommer so zu gestalten, wie es für mich gut ist. Eine neue Idee entstand: Ich werde mich nordwärts halten, Richtung Mantua – vielleicht weiter durch Südtirol, zu den oberitalienischen Seen, mit einem Abschluss am Lago Maggiore. Alternativ: über Parma, mit Sightseeing in den großen Städten, ebenfalls mit Ziel Lago Maggiore.
Mein aktueller Kilometerstand: 1.800 km.
Und trotzdem fühlt sich diese Entscheidung ein Stück weit wie ein Aufgeben an. Aber ist das nicht oft mein eigentliches Problem? Groß planen – und daran zerbrechen? Sind solche Enttäuschungen nicht vorprogrammiert, wenn man sich selbst so sehr festlegt?

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